Bunt und mit unterschiedlichen
Mustern sind die Pezzotti della Valtellina, auch Pelorsc genannt,
einfach unverkennbar. Die einfache, rustikale und widerstandsfähige Struktur
dieser handgefertigten Teppiche symbolisiert auch gleichzeitig die
Charaktereigenschaften seines Ursprungstales - des Valtellina. Einige Leute
behaupten die Araber hätten die Kunst des Pezzotti-Webens eingeführt, andere
stattdessen bringen die Pezzotti mit den Mönchen des Ordens der Humiliaten in
Verbindung, die sich um das 12. und 13. Jahrhundert in Castionetto di Chiuro
niedergelassen haben. Aber tatsächlich wurde die Tradition von der bäuerlichen
Bevölkerung überliefert, wodurch sie in einigen Werkstätten bis heute
überdauern konnte.
Für die Herstellung der Stücke werden minderwertige und gebrauchte Rohstoffe natürlichen Ursprungs wie Baumwolle, Wolle, Leinen, Holzrahmen, Hanfgarne und vor allem viel Geduld benötigt. Traditionell schneiden die Frauen im Winter Streifen aus gebrauchten Stoffen und weben diese mit einem Handwebstuhl zusammen. Nachdem die verschiedenen Streifen wie von Zauberhand zusammengefügt sind, erschienen verschiedene Muster: Pyramide, V-förmig, gestreift oder dreieckige Flammen. Egal ob Ergebnis einer genialen Eingebung oder Ausdruck des praktischen Sinns der Bewohner des Tals und der Berge, wurden sie ursprünglich verwendet, um Säcke zur Lagerung des Buchweizen herzustellen, oder als Decken für Heu und Vieh. Mit ihrer ursprünglichen Einfachheit verleihen sie aber auch heute noch jedem Ambiente einen Hauch von Farbe.
Die Pezzotti sind ein Symbol
der lokalen Handwerkskunst und werden in Geschäften im gesamten Valtellina
angeboten, insbesondere im mittleren und unteren Valtellina.
Unter den wichtigsten
Produzenten finden wir die Werkstatt von Cristina Toppi in Casacce (Ponte in
Valtellina), wo man auch eine Ausstellung über die Pezzotti sowie die Familie Ruffoni aus
Morbegno, die seit 1935 die handgefertigten Teppiche herstellt, besuchen kann.
Das vom Verein Punto
Ponte geförderte Projekt “Il
Pezzotto del Val d’Arigna”, wurde ins
Leben gerufen um die Bedeutung dieses typischen Handwerksprodukts zu
dokumentieren und insbesondere das antike Handwerkswissen zu erhalten. Im
Ethnografischen Museum von Ponte in Valtellina, das in einem ehemaligen
Jesuitenkolleg eingerichtet wurde, können sich Einheimische und Touristen dank
Zeugnissen der ländlichen Lebensweise auf eine Zeitreise durch die bäuerlichen
Traditionen der Vergangenheit begeben.
Kunsthandwerk im Valtellina